Rupprecht-Gymnasium

Naturwissenschaftlich-technologisches und
Sprachliches Gymnasium

Autor: Andreas Ziegler, Chemie-Lehrer in der Klasse 8c

Dass Schüler in Zeiten des Homeschoolings weiter aktiv Umweltschutz betreiben und dabei ein außerordentliches Engagement und eine enorme Kreativität an den Tag legen, haben die Schüler der Klasse 8c eindrucksvoll unter Beweis stellen können.

 

Innerhalb einer Woche schufen interessierte Schüler neue Heimstätten für wohnungssuchende Insekten. Zunächst recherchierten sie, welche Materialien sich im Keller, auf dem Dachboden oder in der Wohnung für den Bau einer Insektennisthilfe finden lassen. Es wurden ganz unterschiedliche Insektenhotels konzipiert und dabei verschiedenste Materialien, wie Blumentöpfe, Dosen, Bambusstäbe, Holz, Tannenzapfen, Blätter, Moos und Rinde, eingesetzt. Dann wurde gesägt, gebohrt, geschmirgelt und gehämmert. Die Insektenhotels sind in Corona-Zeiten die einzigen Hotels, die durchgehend geöffnet haben und belegt sind.

Andere Schüler betätigten sich als Müll-Checker, indem sie den in einer Woche angefallenen Plastikmüll der Familie gewissenhaft sammelten, fein säuberlich sortierten und eingehend untersuchten. Die Ergebnisse wurden mit Hilfe von Fotos dokumentiert. Sie zeigen, dass viele Münchner Familien sehr umweltbewusst einkaufen und auf Müllvermeidung achten.
Dennoch wurden konstruktive Vorschläge gemacht, wie Müll weiter reduziert werden kann. Im Folgenden werden ein paar dieser Ideen aufgeführt:

 

  1. Brotzeit/Getränke von zuhause mitnehmen und nachhaltig verpacken!

Wenn man seine Brotzeit für den nächsten Schultag einpackt, kann man auch darauf aufpassen, was man eigentlich mitnimmt. Statt immer irgendwelche zuckerhaltigen Säfte aus dem Supermarkt einzukaufen, kann man doch einfach mal Wasser in einer wiederverwendbaren Wasserflasche füllen.

Genauso kann man sich ein Brot machen und in einer wiederverwend- baren Dose geben, statt Sachen in Plastikverpackungen aus dem Supermarkt zu kaufen.

 

  1. Kauf von (Mineral-) Wasserflaschen vermeiden!

Das Münchner Leitungswasser kommt aus dem Mangfalltal und hat eine hervorragende Trinkwasserqualität. Wer es gerne sprudelnd will, kann sich mittels Kohlenstoffdioxid-Kartusche selbst Sprudelwasser herstellen.

 

  1. Nachhaltiger einkaufen!

Schon beim Einkaufen kann man auf eine Menge Plastik verzichten, indem man z. B. eher Papierverpackungen bevorzugt. Beim Einkaufen kann man auch seinen eigenen Stoffbeutel von zuhause mitnehmen und sich so das Kaufen von Plastiktüten sparen. Auch gibt es in München mittlerweile viele Unverpackt-Läden, in denen man gänzlich auf Kunststoff-Verpackungen verzichtet.

 

Eine Schülerin äußerte sich zu dem hohen Müllaufkommen durch Süßigkeiten-Verpackungen: „Ich glaube man kann sie nicht vermeiden. Man kann in Unverpackt­-Läden Süßigkeiten kaufen, aber dort gibt es andere Süßigkeiten. Man könnte natürlich das generelle Kaufen von Süßigkeiten reduzieren.“ In Krisenzeiten fällt das sicher schwerer als sonst.

Eine dritte Gruppe untersuchte das neue Status-Symbol zu Corona-Zeiten – das Klopapier. Dabei wurde nicht nur der spannenden Frage nachgegangen, ob das Klopapier bis zum Ende der Woche für die ganze Familie reicht, die Schüler analysierten, welches Klopapier sie gekauft haben, also ob die Packung z. B. ein Papier-Siegel trägt. Sie ermittelten, woher das Papier kommt, wenn es aus Frischfasern (Holz) hergestellt wurde, und recherchierten, welche ökologischen und sozialen Auswirkungen der Kauf dieses Klopapiers auf die Umwelt, den Wald und die Menschen hat.

Bezüglich des Klopapier-Verbrauchs tauchten interessante, aber auch widersprüchliche Informationen auf. Manche Familien bevorzugten 3-lagiges Klopapier, andere 4-lagiges. Manche Rollen bestehen aus 160 Streifen, andere aus 200 Streifen Klopapier. Pro Tag verbrauchte eine Familie (3 Personen) 128 Streifen, eine andere Familie 75 Streifen. Spitzenreiter in Sachen Ressourcenschonung war der Tagesverbrauch von 20 Streifen (in Notzeiten muss man sich beschränken, Anmerk. des Autors).

Die Recherchen der Klopapier-Analytiker haben ergeben, dass es verschiedene Siegel auf den Verpackungen des Klopapiers zu finden sind.

Am häufigsten taucht die Produktkennzeichnung FSC (Forest Stewardship Council) auf. Das wichtigste Ziel des FSC ist es, dass die Wälder unserer Erde gleichzeitig umweltgerechter, sozialverträglicher und ökonomisch tragfähiger genutzt werden, jedoch setzt sich der FSC Verband nicht nur für die Natur ein, sondern unterstützt auch die Interessen der Industrie. Daher müssen Produkte, die dieses Zeichen haben, nicht zwangsläufig sehr umweltfreundlich sein.

Doch auch mit dem FSC-Siegel bleibt das Klopapier ein großer Umweltsünder, da viele Hersteller bei der Produktion kein recyceltes Altpapier, sondern frischen Zellstoff unter anderem aus Eukalyptusfasern verwenden. Durch die Fasern wird das Papier weich und es kann aus mehreren Lagen bestehen. Dafür werden Fichten, Birken und Eukalyptusbäume benötigt. Deshalb werden große Waldgebiete in Russland, Brasilien und Kanada abgeholzt.

Durch die Herstellung dieser Fasern werden laut Bundesumweltamt deutlich mehr Energie und Ressourcen verbraucht als für ökologische Alternativen.

Zudem werden dem Toilettenpapier mehr Bleichmittel und bestimmte Chemikalien zugesetzt, damit das Klopapier gut riecht und Motive auf der Oberfläche aufgedruckt werden können

EU Ecolabel: Das EU Umweltzeichen kennzeichnet umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Im Bereich der Papierherstellung werden für Energieverbrauch, die Belastung der Abwässer und die Luftemissionen Grenzwerte festgelegt. Bei der Bleiche ist der Einsatz von Elementarchlor verboten. Papier mit diesem Zeichen enthält jedoch kein Altpapier. Es ist daher für Papierprodukte nicht zu empfehlen.

Blauer Engel: Der Blaue Engel ist das älteste deutsche Umweltschutzsiegel und hat strenge Kriterien. Produkte mit dem „Blauen Engel“ sind garantiert aus Altpapier. Bei der Herstellung dürfen kein Chlor und andere umweltbelastende Chemikalien zum Einsatz kommen. Der Blaue Engel garantiert den sparsamen Einsatz von Rohstoffen, einen geringen Energieverbrauch bei der Herstellung und eine umweltgerechte Entsorgung. Dieses Siegel ist sehr zu empfehlen.

Eine Frage bleibt am Ende: Wohin mit der leeren Toilettenpapierrolle? In den Mülleimer? Eine Schülerin hat die perfekte Lösung. Sie bastelte aus leeren Toilettenpapierrollen ein Insektenhotel.

 

Plastikabfall Tag5 Ziegler website